Kunststoffe für die Zukunft
HwK Koblenz
Der Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich der Kunststoffentwicklung und -bearbeitung ist Kernaufgabe des neu gegründeten Kunststoff-Technologie-Institut Koblenz (KTI Koblenz), im Bild eine Anlage, die verschiedene Kunststoffe thermisch in einem Materialträger zur anschließenden Erprobung vereint.

Universität und Handwerkskammer gründen neues Institut.Kunststoffe für die Zukunft

Koblenz. Handwerkskammer (HwK) Koblenz und die Universität am Standort Koblenz haben die Weichen für eine neue Forschungseinrichtung gestellt. Die Neugründung heißt „Kunststoff-Technologie-Institut Koblenz“ (KTI Koblenz). Die Vernetzung aus Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung soll gerade mittelständischen Unternehmen aus der Region helfen, neue Verfahren in Bearbeitung und Technologie einzusetzen. Die Handwerkskammer (HwK) Koblenz ist dabei mehr als nur ein Kooperationspartner. Sie stellt die Infrastruktur ihres Kunststoffzentrums in der August-Horch-Straße. Universität und Handwerkskammer wollen ihre Ressourcen in Technik und Personal bündeln und laufende wie auch künftige Projekte gemeinsam bearbeiten.

„Durch die enge Zusammenarbeit von HwK Koblenz und der Universität sollen der Wissens- und Technologietransfer in die Region im Bereich der Kunststoffentwicklung und -bearbeitung wie auch die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen über den Erwerb von Drittmitteln gefördert werden“, erklärt Prof. Dr. Silke Rathgeber, die am Institut für integrierte Naturwissenschaften auf dem Campus im Koblenzer Stadtteil Metternich forscht und lehrt. Die Professorin leitet zudem die Arbeitsgruppe Materialphysik.

Das Institut ist also keine Einbahnstraße. Einerseits können Wissenschaftler Mittel einwerben, andererseits werden Unternehmen Wege aufgezeigt, womöglich selbst Fördermöglichkeiten zu erarbeiten. „Ziel des KTI ist es, die Zusammenarbeit mit regionalen Institutionen wie auch Unternehmen zu intensivieren, die Wissensregion Koblenz bundesweit noch sichtbarer zu machen, neue Kooperationen und Projekte anzustoßen sowie eine Plattform für den Austausch zwischen beiden Einrichtungen zu gestalten“, betont Dr. Friedhelm Fischer, der für die technischen Berufsbildungszentren der HwK Koblenz verantwortlich ist.

Inzwischen steht nicht nur die Rahmenkonstruktion des neuen Instituts, das auch die Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz (WWA) Koblenz aktiv unterstützt, sondern es gibt auch schon ganz konkrete Forschungsvorhaben. In einem Projekt zur Entwicklung voll recyclingfähiger, faserverstärkter Kunststoffprodukte ist neben regionalen Unternehmen auch die Technische Universität Kaiserslautern Projektpartner. Universität und Kammer nennen ferner ein grenzübergreifendes Projekt zur Entwicklung neuer Materialien für die Herstellung von Knochenimplantaten als Beispiel. Das Ganze wird unter anderem mit Partnern aus Frankreich und der Schweiz noch in diesem Jahr laufen. Dieser Fall zeigt: Es wird um Themen gehen, die den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort auch weit außerhalb der Landesgrenzen bekannt machen soll.

„Die Infrastruktur für Forschung und Entwicklung betreiben die HwK und die Universität gemeinsam an ihren Standorten in Koblenz-Metternich und im Industriegebiet Koblenz-Kesselheim. Denn im nördlichen Rheinland-Pfalz sind viele kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich der Kunststoffverarbeitung und -formgebung sowie Oberflächentechnik tätig“, betont Friedhelm Fischer. Der promovierte Maschinenbauingenieur weist zudem darauf hin, dass Kunststoffe auch in Branchen außerhalb des Bereichs der Kunststoff-Technologie eine wichtige Rolle spielen. „In vielen Hochleistungsanwendungen, zum Beispiel in der Fahrzeugbranche, im Maschinenbau, in der Versorgungs- und Entsorgungstechnik sowie der Medizintechnik, sind Kunststoffe unverzichtbar“, so Fischer.

Das KTI wird Betriebe nicht nur mit Erkenntnissen aus der Entwicklung unterstützen. Das Konstrukt ist stark an der betrieblichen Praxis orientiert, um eine nachhaltige Entwicklung der Unternehmen zu fördern. „Wegen fehlender personeller und instrumenteller Ressourcen benötigen gerade kleine und mittelständische Unternehmen Unterstützung, um innovativ und wettbewerbsfähig zu werden oder zu bleiben. Sie können sich mithilfe unseres Instituts Instrumente entwickeln, um sich am Markt behaupten zu können“, machen Rathgeber und Fischer deutlich. Deswegen kommt auch dem Bereich Aus- und Weiterbildung eine besondere Rolle zu. Denn gerade in der hoch spezialisierten Kunststoffbranche werden sehr gut qualifizierte Spezialisten händeringend gesucht.

Als mittelgroße Universität betreibt die Universität Koblenz-Landau ein umfangreiches Lehr-, Forschungs- und Entwicklungsangebot im mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Bereich. So bietet der Campus Koblenz beispielsweise die Masterstudiengänge „Chemie und Physik funktionaler Materialien“ und „Mathematical Modeling of Complex Systems“. Ein besonderer Vorzug des Campus Metternich ist, dass es hier eine umfangreiche Forschungsinfrastruktur und wissenschaftliche Expertise im Bereich der Kunststoffwerkstoffe gibt. Gute Chancen also für die Arbeit, die jetzt unter Einbeziehung des Kunststoffzentrums der HwK Koblenz über das neue KTI weiter ausgebaut wird, europaweite Strahlkraft zu entfalten, zumal die Gründer auch über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen, wenn es zum Beispiel um die Einwerbung von Drittmitteln über Programme des Landes und des Bundes geht.

Die HwK Koblenz, die in ihrem Kunststoffzentrum schon länger in ganz Europa anerkannte Weiterbildungslehrgänge anbietet und auch über eine technische Ausstattung auf dem neuesten Stand verfügt, steht auch für die Heranführung des neuen Angebots in die betriebliche Praxis. Ist sie doch Dienstleister und Partner von mehr als 19.500 Betrieben im nördlichen Rheinland-Pfalz, von denen sich viele auf die Kunststoffbearbeitung spezialisiert haben. Sie unterstützt ihre Mitglieder durch das Vorhalten einer umfangreichen Technologie-Plattform, durch die Erbringung von Dienstleistungen, zum Beispiel Personalqualifizierung nach internationalen, europäischen und nationalen Regelwerken, Werkstoffprüfung einschließlich Schadensanalyse sowie schweißtechnische Beratung, unter anderem im Bereich der Kunststoff-Technologie sowie auch metallischer Werkstoffe mit dem Fokus auf Füge-Technik.

Das gemeinsame KTI Koblenz vermittelt also zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, berät Betriebe und Institutionen, betreut Kooperationsprojekte in Forschung und Entwicklung, betreibt Vorlaufforschung und Drittmittelakquise. Silke Rathgeber und Friedhelm Fischer nennen in diesen Zusammenhang ein weiteres Beispiel – ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München im Bereich der Simulation und Visualisierung technisch relevanter Strömungen. Entsprechend wird das Potenzial des KTI bewertet, um Studierende mit naturwissenschaftlich-technischem Hintergrund schon  früh an die Hand zu nehmen. Die an der Praxis orientierte Zusammenarbeit von Uni, Kammer und Betrieben machen kooperative Bachelor- und Masterarbeiten möglich. Und wer mehr will, kann im Rahmen dieser Kooperation promovieren und sein Forschungsprojekt gleichzeitig auf solide finanzielle Fundamente stellen. Möglich macht dies beispielsweise das Programm InnoProm des Landes Rheinland-Pfalz.

 

01.02.2019



 

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