
18.09.2025Fit im Job, stark fürs Leben: Handwerk punktet bei Gesundheit und Zufriedenheit
Im Handwerk lebt und arbeitet es sich gesünder, als das noch immer oft vermutet wird. Längst gibt es in handwerklichen Berufen viele technische Hilfsmittel, um körperliche Belastungen zu reduzieren. Dazu kommt eine große Sensibilität für physische und psychische Belange in der Branche. Und: Im Handwerk zu arbeiten, ist für sich genommen bereits so sinnstiftend, dass auch das als ein Faktor für Wohlbefinden und Gesundheit nachweisbar ist. Das bestätigen die Ergebnisse der aktuellen Studie „So gesund ist das Handwerk“, die die IKK classic durchgeführt hat. Die jüngste, repräsentative Befragung von mehr als 1.000 Handwerkern hat viele positive Einblicke in die Gesundheitslage im Handwerk gebracht. Sie passen zum Tag des Handwerks, der am 20. September unter dem diesjährigen Motto „Handwerk tut gut“ stattfindet.
Schon die Studie „So gesund ist das Handwerk“ 2020/21 zeigte deutlich: Handwerker leben gesund und sind zufriedener als die Gesamtgesellschaft. Wie in den Vorjahren beschreiben rund 85 Prozent der Handwerker ihren Gesundheitszustand als gut bis sehr gut. Die deutsche Gesamtgesellschaft liegt mit 69,9 Prozent erneut deutlich darunter. Die körperliche Aktivität ist im Handwerk naturgemäß hoch. Gleichzeitig kennen nur wenige Handwerker lange und belastende Zeiten am Schreibtisch. Nur 32,5 Prozent gaben an, pro Tag vier bis sechs Stunden im Sitzen zu verbringen. Rund 25,2 Prozent der Handwerker achten immer und rund 39,1 Prozent meistens auf eine abwechslungsreiche und gesunde Ernährung.
Das Wohlbefinden der Handwerker liegt im oberen Bereich: Rund 89 Prozent der Befragten bewerten ihre Lebenszufriedenheit im obersten Bereich – im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung sagen das nur 69,9 Prozent. Vor allem die Resilienz, also psychische Widerstandskraft, ist im Handwerk überdurchschnittlich hoch: 65 Prozent der Handwerker fühlen sich resilient – in der Gesamtbevölkerung sind es 59,6 Prozent. Stark gestresst fühlen sich vor allem Betriebsinhaber: 15 Prozent berichten von sehr starker Stressbelastung, bei Angestellten liegt dieser Anteil bei 6,6 Prozent. Trotz der Belastungen blickt die Branche positiv in die Zukunft: Zwischen 49 und 53 Prozent äußern sich optimistisch mit Blick auf die Perspektiven ihrer Berufsgruppen und rund 62 Prozent zur Zukunft insgesamt. Subjektiv schätzen die meisten ihre Arbeitsfähigkeit als hoch ein und über 80 Prozent trauen sich zu, ihre Tätigkeit bis zum Renteneintritt fortzusetzen. Die objektiv erhobenen Ergebnisse fallen laut Studie weniger positiv aus: Ein großer Anteil der Befragten weist nur eine mäßige Arbeitsfähigkeit auf. Für ein noch gesünderes Arbeitsleben wünschen sich laut der IKK viele Handwerker entsprechende Angebote vom Betrieb. Die Top 3 sind dabei Rückentraining, Bewegungsangebote sowie Stressbewältigung und Entspannung.
Die IKK classic zieht ein positives Fazit zur gesundheitlichen Situation im Handwerk, das „stark für die Zukunft“ aufgestellt sei und auch der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz Ralf Hellrich betont: „Die Betriebe im Handwerk achten auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und binden fortlaufend effektive ,Werkzeuge‘ ein, um die Fachkräfte physisch wie psychisch zu fördern und zu entlasten.“
Vielfältige Präventionsarbeit bei der HwK Koblenz
Die IKK-Studie zeigt deutlich, dass psychische Widerstandskraft, Optimismus und subjektive Gesundheit im Handwerk stark ausgeprägt sind – doch physische Belastungen, Stress und objektive Arbeitsfähigkeit bleiben sensible Baustellen. Die HwK Koblenz begegnet diesen Herausforderungen konsequent mit ihrem ganzheitlichen Gesundheitskonzept und geht vorbildlich auf genau die Bedürfnisse ein, die die Studie benennt. Die HwK kümmert sich seit Jahren mit verschiedenen Projekten um die Gesundheit ihrer Auszubildenden, Gesellen und Meister: „Unser Credo lautet: Bewegung, Wasser, Ernährung“, beschreibt Bernd Hammes, Geschäftsführer der HwK Koblenz, das Konzept. Seit rund neun Jahren setzt sich die HwK Koblenz aktiv dafür ein, dass „man auch im Handwerk bis ins Alter fit bleiben kann“, so Hammes. Seitdem sind Trainingseinheiten mit präventiven Ausgleichsübungen fester Bestandteil der Ausbildungswochen in den Berufsbildungszentren. Die Auszubildenden lernen dabei von Anfang an, sich bei der Arbeit gesund zu bewegen und den Körper ergonomisch richtig zu belasten. So hilft die HwK dabei, dass Handwerker früh dem Verschleiß des Bewegungsapparats durch Fehlbelastungen vorbeugen.
Der nächste Schritt der Gesundheitsförderung waren vor sechs Jahren Wasserspender, die die Auszubildenden, Gesellen und Meister in den HwK-Einrichtungen seitdem kostenlos nutzen, während zuckerhaltige Getränke deutlich verteuert wurden. Und seit Anfang 2024 bietet die HwK Koblenz in ihren Mensen vollwertiges Essen für Auszubildende kostenlos an. Auch für ausgelernte Handwerker ist das gesündere Essen dort seitdem kostengünstiger als Pommes und Burger. Das Programm „Handwerk macht Schule“ ist ein weiterer Schritt, um die Gesundheit zu fördern: Es wurde gemeinsam von der HwK Koblenz, der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland und der IKK Südwest ins Leben gerufen. Seitdem finden Schulbesuche in Koblenz statt. An vier Workshoptagen pro Schuljahr erhalten Azubis in 90-minütigen Kursen praxisnahe Tipps zu den Schwerpunktthemen Bewegung, Rückengesundheit, Ernährung, Stress- sowie Suchtprävention. „Wir möchten, dass Auszubildende nicht nur handwerkliche Fähigkeiten erwerben, sondern auch ein Bewusstsein für ihre Gesundheit entwickeln. Bewegung ist entscheidend für Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden“, betont HwK-Projektkoordinatorin Anke Altmeyer. Projekte wie diese wirken schon jetzt nachweislich, denn eine weitere aktuelle Analyse der IKK classic zeigt, dass vor allem jüngere Altersgruppen im Handwerk vergleichsweise gesund sind: In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen lag der Krankenstand bei 5,6 Prozent – weniger als im Nicht-Handwerk mit 5,9 Prozent. Auch die 30- bis 39-Jährigen schneiden im Handwerk mit einem Krankenstand von 5,5 Prozent besser ab als in anderen Branchen (5,9 Prozent). Erst in den höheren Altersgruppen steigt die Belastung stärker: Bei den über 60-Jährigen lag der Krankenstand im Handwerk bei 13,7 Prozent, im Nicht-Handwerk bei 11,9 Prozent.
Detaillierte Ergebnisse der Studie: www.ikk-classic.de/presse/studien/studie-so-gesund-ist-das-handwerk